Echo - der Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Karlsbrunn

Grenzen überschreiten - überall findet es statt. Das Wichtigste an kirchlicher Grenzüberschreitung aber ist, dem jeweils anderen System mit Respekt zu begegnen im Wissen, dass uns der Glaube in Jesus Christus verbindet.


P.S.: Den Weg, an dem diese Fotos entstanden, ist ein Grenzweg, der sich lohnt. Und wer nicht erkennt, wo das ist, der spreche doch einfach die Grenzgängerin darauf an.....


Valentina Trützschler

Grenzgänge


Alten Pfaden folgend kann man sich im Saarland leicht als Grenzgängerin und Grenzgänger betätigen. Folgt man einigen Wanderwegen, so ist oftmals gar nicht mehr genau zu erkennen, ob man sich gerade in Frankreich oder in Deutschland befindet. Höchstens die Straßenschilder lassen noch Rückschlüsse auf die Nationalität zu. In meiner Freizeit bin ich genauso gerne Grenzgängerin wie in meinem beruflichen Umfeld. Ich finde, die Grenzwege dieser Region liegen nicht nur in wunderschönen Landschaften, sondern sind auch ein gutes Bild für die Grenzerfahrungen, die es im deutsch französischen Miteinander gibt.

Manchmal sind Grenzen deutlich markiert. Sie sind nicht zu übersehen, groß und deutlich.

Es gibt Bereiche, da wird Flagge gezeigt auf beiden Seiten der Grenze. Jeder betont seine Stärken auch innerhalb der Kirchen. Bei einem Europa-Symposion in Saarbrücken im März 2006 erklärte der Präsident der Église reformée wie wichtig und vorbildlich die französische Haltung der Laizität also der umfassenden Trennung zwischen Staat und Kirche sei, während auf deutscher Seite mehr Präsenz der Kirchen in der Politik angemahnt wurde. Flagge zeigen - wissen, wo man steht.

Andere Grenzsteine sind schon verwittert und kaum noch zu erkennen.

Wo ich wohne, ob diesseits oder jenseits der Grenze, ist längst nicht mehr so wichtig. Äußerlichkeiten wie Rollläden oder Fensterläden aus Holz lassen mittlerweile nicht mehr unbedingt auf deutsche oder französische Hausbewohner schliessen. Sie sind verwittert die Steine. Und doch bei genauem Hinsehen, noch erkennbar. Übertrete ich wirklich die Schwelle zur evangelischen Kirche, wenn ich nach Frankreich ziehe? Kann ich nicht doch lieber in "meiner" Kirche bleiben? In unseren französischen Partnergemeinden fragen nach wie vor nur wenige evangelische Migranten nach einer Mitgliedschaft.